Trachten- und Schützenzug 2015
Es war ein stimmungsvoller Auftakt zum Trachten- und Schützenzug bei schönem Herbstwetter und gottlob nur wenigen Regentropfen. Sichtlich stolz und natürlich auch ein bisserl überrascht waren die Deandln und Buam der Ampertaler Jugendtanzgruppe schon. Allesamt fesch in ihrer schönen Original Dachauer Tracht war es doch ein besonderes Erlebnis, denn sie durften sich mit unserem Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer fotografieren lassen, bevor dieser mit Ehefrau Karin in der Festkutsche platznahm.
Jugendleitung, Evi Wittmann
„Sitt` und Tracht der Alten wollen wir erhalten”, diesem Leitspruch verschrieben sich die Mitglieder der D’Ampertaler und sind ihm bis heute treu geblieben. Unser Verein in Dachau mit ca. 40.000 Einwohnern nordwestlich von München wurde bereits 1912 gegründet und hat heute über 400 Mitglieder. Davon sind derzeit ca. 60 Kinder und Jugendliche bei uns im Verein gemeldet, 12 Paare aktiv tanzend in der Gruppe. Der Volkstrachten-Erhaltungsverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Sitten und Gebräuche der Alten zu pflegen, sondern diese an die Jungen weiterzugeben. Tracht Brauchtum, Tradition und Jugendarbeit, was auf den ersten Blick in der heutigen Zeit schwierig erscheint, gelingt uns recht gut. Mit seinen Jugendleitern ist die Jugendorganisation im Kreisjugendring organisiert und wird von der Stadt Dachau unterstützt. Dachauer Volkstracht, wie sie um 1850 bis 1870 in Dachau und Umgebung zu festlichen Anlässen getragen wurde.
Für Kinder und Jugendliche, welche aktiv am Vereinsgeschehen teilnehmen, stellt der Verein Leihtrachten zur Verfügung. Die Aktivitäten der D’Ampertaler orientieren sich am kath. Kirchenjahr, den historischen Gegebenheiten aus der bayerischen Geschichte und an den Festen und Programmen unserer Heimatstadt Dachau. Zu den Standardtänzen unserer Kinder, welche im Dachauer Raum getanzt wurden, gehören neben dem Schustertanz die Sternpolka und drei paar lederne Strümpf’, auch der Siebenschritt, Kikeriki (gesungen und getanzt), Boarischer, Kreuzpolka, Bauernmadl, Woaf und der Hans Adam. Der bekannte Tanz „drei lederne Strümpf“ hat seinen Schwerpunkt übrigens im alemannischen Gebiet, reicht aber auch nach Tirol und Vorarlberg, wo er schon 1819 nachzuweisen ist. Das Erlernen nicht unbedingt typischer Dachauer Tänze wie z. B. der Holsteiner Dreitour, dem lustigen Kirchtagstanz, dem Fröhlichen Kreis und vielen Anderen machen den Kindern viel Spaß. Es zeigt ihnen die Vielfalt der Tänze auf und bringt Abwechslung in die Jugendtanzproben, welche im Abstand von zwei Wochen in Dachau abgehalten werden. Zu Akkordeonklängen üben die Kinder die Tänze ein.
Bei offiziellen Auftritten zeigen die Tanzpaare gerne in der feschen historischen Tracht, was sie gelernt haben.
Genauso wichtig ist auch die heimische Mundart. Sprache als ein Ausdruck von Heimatliebe, seine Identität, seine Wurzeln zu pflegen, stärkt das Heimatgefühl. Dialekte zuzulassen, bevor diese in Vergessenheit geraten. Bayerisch – irgendwann passé, weil es keiner mehr beherrscht, wäre sehr schade. Wir achten darauf, dass wir Dialekt sprechen, in der Tracht hört sich ein „Tschüss“ doch etwas komisch an. Aufgabe eines zeitgemäßen Vereins ist ja auch das Kultivieren der Sprache. Die bayerische Mundart trifft auf positive Resonanz: Bayrisch gefällt den meisten gut, sonst würden die Leute nicht vermehrt Dirndl, Tracht und Lederhosen tragen.
Die Tatsache, dass die Zeit aufgrund höherer Anforderungen in der Schule immer knapper wird und das Freizeitangebot für die Jugend sehr groß ist, macht die Jugendarbeit im Verein nicht einfacher. Gemeinsame Ausflüge mit den Eltern und Großeltern fördern die Gemeinschaft. So waren wir mit der Gruppe im Naturpark Altmühltal mit Besichtigung der Tropfsteinhöhle. Es gab einen Besuch der Greifvogelschau im Falkenhof Schloss Rosenhof, einen Badeausflug in die Königsthermen von Königsbrunn, einen Bootsausflug am Starnberger See und den Besuch im Zirkus Krone. Glücklich können wir uns schätzen über die Unterstützung, die wir seitens der Stadt Dachau erfahren. Es ist uns immer eine besondere Ehre, wenn wir unsere Heimatstadt in und auch über die Stadtgrenzen hinaus in unserer Historischen Tracht repräsentieren dürfen. Eine besondere Überraschung und Ehre war es auch für uns Jugendleiter, als es hieß: Evi Wittmann und Lothar Mann haben sich als Jugendleiter des Trachtenvereins D’Ampertaler mit großem ehrenamtlichen Engagement um die Kinder und Jugendlichen verdient gemacht, dafür möchten sich die Stadt Dachau und der Jugendrat der Stadt Dachau herzlich bedanken. Die Große Kreisstadt Dachau und der Jugendrat der Großen Kreisstadt Dachau verliehen an Evi Wittmann und Lothar Mann den Dachauer Jugendpreis 2011. Der Preis, der von Herrn Oberbürgermeister Peter Bürgel gestiftet wird, ist mit 200 Euro dotiert und soll für die Jugendarbeit der Ampertaler verwendet werden.
Es gab attraktive Aktionen wie z. B. den Auftritt für die Stadt Dachau auf der großen BR Bühne unter dem Motto: „Stadt Dachau: D’Ampertaler Dachau – oberbayerischer Volkstanz und Trachten“. Die Auftaktveranstaltung zum Golfturnier „Ladies German Open“ mit unserer Tanzgruppe zu bereichern – ein Auftritt im gemütlichen Wirtsgarten Mariabrunn für die Profispielerinnen – machte die Kinder sichtlich stolz. „Bayern ist nun mal bekannt für seine Gemütlichkeit und Kultur, genau das wollen wir den Spielerinnen zeigen“ sagte der Turnierdirektor Nikolaus Pelzer. Basteltage mit gemeinsamem Mittagessen, sind immer turbulent, lehrreich und sollen die Kinder zum kreativen Gestalten inspirieren. An solchen Tagen, meist waren es Wochenenden, entstanden unter den geschickten Händen der Kinder für den Palmsonntag unsere legendären Palmstangen oder auch Osterpalmen genannt. Die Ampertaler tanzen nicht nur – sie basteln sogar eine Osteruhr! Bunte Gockerl und Blüten, Ranken und Ostermotive ebenso wie ein vorbereitetes Zifferblatt mit Serviettentechnik auf eine Sperrholzplatte aufgeklebt, Quarzwerk, Zeiger und Batterie montiert, fertig war die Osteruhr. Dass unsere Kindergruppe auch Weihekorbdeckerl und Tischdecken mit Holzmodeln in Handdrucktechnik mit österlichen Motiven selbst gestaltet, hat gar unseren lieben Geistlichen Rat Herrn Pfarrer Reinhold Langenberger in eine der zahlreichen Bastelnachmittage schauen lassen. Mit professioneller Unterstützung unseres Schreiners Reiner Seuss, Vater von vier quirligen Tänzern, konnte sich jeder aus unserer Gruppe Weihnachten 2011 ein Futterhäuschen für die gefiederten Freunde bauen.
Das mühevolle Einstudieren und Proben der Tänze allein wäre langweilig, könnten die Jugendlichen nicht auch zeigen, wie gut sie es gelernt haben. Zur Ausstellungseröffnung im Altomünsterer Museum 2010, haben sie mit einer kleinen Überraschung aufwarten können und erstmals wieder den Bandltanz aufgeführt. Dieser wurde zur Stadterhebungsfeier 1934 auf dem Rathausplatz in Dachau getanzt. Eine Brauereieröffnung am Ammersee, eine historische Zeitreise in Pfaffenhofen an der Glonn sowie ein Auftritt am Tag der offenen Tür bei „Dahoam is Dahoam“ in Lansing lässt natürlich die Kinderherzen höher schlagen. Traditionell gibt es jedes Jahr einen Deutsch-Griechischen Abend mit unseren griechischen Freunden. Unter dem Motto „Kirchweih mit den Ampertalern feiern“, bei Hochzeiten dem Brautpaar mit einem Tanz aufwarten, bei Geburtstagen und Kapellenweihe präsent sein, der Einladung des Pflegeheims in Dachau Ost, wie auch der des Marienstiftes in Dachau Süd folgen sowie den Seniorennachmittagen im Pfarrheim Maria Himmelfahrt oder zum Gelingen der „Langen Tafel“ beizutragen, sind uns ebenfalls liebe Verpflichtungen.
Ein besonderer Höhepunkt darf nicht unerwähnt bleiben. Die D’Ampertaler Kindertanzgruppe – weltoffen für alle Kulturen. Die Tsuchie-Kagura Kinder-Gruppe aus der Stadt Iwami, Ortsteil Tsuchie aus Japan, die zum 15. Japanfest 2010 der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in München erstmalig nach Deutschland gekommen ist, um ihre Tänze aufzuführen, besuchte die D’Ampertaler Kindertanzgruppe. Für zwei Tage wurden die japanischen Kinder herzlichst von Familien unserer Tanzgruppe aufgenommen und bekamen einen kleinen Einblick in unsere bayerische Kultur. Erstaunlicherweise haben die Kinder die Fähigkeit, sich auch ohne Sprachkenntnisse miteinander zu verständigen und somit gab es nur positive Eindrücke während des Aufenthalts in den Dachauer Gastfamilien. Wir Jugendleiter durften uns glücklich schätzen, traten doch die japanischen Gäste im Thomahaus in Dachau auf und zeigten in fantasievollen, farbenprächtigen Kostümen zauberhafte Kostproben ihrer traditionellen Tänze. Als besonderes Schmankerl tanzten die Ampertalerkinder gemeinsam mit den japanischen Gästen zu den Akkordeonklängen von Lothar Mann den „Siebenschritt“ und den „Fröhlichen Kreis“ in ihren schönen Kostümen und Trachten. Übrigens bestehen bis zum heutigen Tage in Prittlbach und Vierkirchen deutsch-japanische Kontakte, über die wir uns sehr freuen. Ebenso gerne zeigen die kleinen Trachtlerinnen und Trachtler ihr Können bei den vereinseigenen Hoagartn und Weihnachtsfeiern, da sogar mit Tanz, Musik, Gesang und Theaterdarbietungen. Besonders erwähnenswert ist natürlich den Auftakt zum Dachauer Volksfest – zum Volksfesteinzug kommen neben der Aktivgruppe auch viele Kinder und Jugendliche in Dachauer Tracht – ob’s denn wohl an den kostenlosen Gutscheinen für die Fahrgeschäfte, gesponsert von der Stadt Dachau und den Schaustellern liegen mag? Hauptsache, alle sind mit Spaß und Freude dabei. Dies gilt auch für den großen Trachten- und Schützenzug zum Münchner Oktoberfest. Alle Aktionen hier aufzuzählen wäre zu viel des Guten und würde den Rahmen sprengen.
Wir Jugendleiter versuchen den Kindern Spaß und Freude an der Tracht, dem Brauchtum und der Tradition zu vermitteln und Ihr Interesse an der regionalen Kultur zu fördern. Sie zu begeistern, dass sie dem Verein als aktive Mitglieder erhalten bleiben, die überlieferten Werte pflegen, weitergeben und auch zeigen, wie schön und lebendig gelebte und überlieferte Kultur der Heimat sein kann. Trotz der von Außenstehenden oft falsch verstandenen Liebe zum Brauchtum und zur Heimat zeigt sich vor allem bei internationalen und interkulturellen Treffen, dass Trachtenvereine sehr tolerant und offen sind. Gemeinsames Singen, Musizieren und Tanzen verbindet. Unsere Jugendleiter sehen sich in der Pflicht und versuchen dies den uns anvertrauten Kindern zu vermitteln. Denn ein wenig mehr Zeit und Lust für ein geselliges Miteinander und Füreinander, zurück zur Bodenständigkeit in unserem so normalverrückten Alltag, wo so vieles leider zu kurz kommt, sollte unser aller Bestreben sein, um unsere heutige Zeit lebenswert zu gestalten und die Tradition zu erhalten.